12. Dezember 2024
Forum der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD)
und der Auslandshandelskammer (AHK) China: Geschäftsklima-Umfrage
Zum Jahresende zagen sowohl die die Chinesische Handelskammer in Deutschland (CHKD) als auch die AHK China Bilanz ihrer Arbeit und zeigten in den gegenwärtigen turbulenten Zeiten einen Ausblick auf ihre weitere Arbeit. Zu sehen ist: deutsche Unternehmen in China, als auch chinesische Unternehmen in Deutschland sind gleichermaßen von Handelsspannungen betroffen. Die Probleme gleichen sich an, da Unternehmen überall auf der Welt ähnliche Interessen haben: sie möchten gute Geschäfte machen und brauchen dafür gute und verlässliche Rahmenbedingungen.
CHKD FRUM 2024: Nachhaltige Perspektiven der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit
Am 5. Dezember 2024 veranstaltete die Chinesische Handelskammer in Deutschland (CHKD) das CHKD-Forum in Berlin. Mehr als 200 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Medien kamen zusammen, um die aktuellen Entwicklungen der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit zu diskutieren und eine nachhaltige Vision für die Zukunft zu entwickeln, so der Veranstalter.
Chinas Botschafter Deng Hongbo eröffnete das Forum und wies in seiner Ansprache auf die bedeutende Rolle der CHKD bei der Förderung des wirtschaftlichen Austauschs zwischen Deutschland und China hin. Die enge wirtschaftliche Verflechtung der beiden Länder gewährleistet Stabilität und Sicherheit für die globale Wirtschaft. Durch internationale Spannungen und den Rückgang des bilateralen Handelswachstums entstehen jedoch neue Herausforderungen. Eine verstärkte Zusammenarbeit und ein gemeinsames Engagement sind essenziell, um diese Herausforderungen zu meistern und zusammen eine nachhaltige Zukunft zu gestalten, so Botschafter Deng.
Technologie und Innovation: Gemeinsam gegen globale Herausforderungen
Der neue geschäftsführende Vorsitzende der CHKD, Dr. Chen Longjian, unterstrich die Bedeutung von Technologie, Innovation und Kooperation zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Energiekrisen und geopolitischen Spannungen. Chen hob die Verantwortung der Unternehmen hervor, soziale Verantwortung zu übernehmen und sich für nachhaltige Entwicklung einzusetzen. Die CHKD fördert den Dialog und die Integration chinesischer Unternehmen in die deutsche Gesellschaft und unterstützt deren Innovationskraft und Resilienz, erklärte Chen.
Dr. Hans-Peter Friedrich, Vorsitzender der Deutsch-Chinesischen Parlamentariergruppe im Bundestag, mahnte vor den Gefahren des Protektionismus und forderte mehr Zusammenarbeit auf globaler Ebene, insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung, um nachhaltige Ziele zu erreichen. Dr. Carsten Stender, Leiter der Abteilung für internationale Arbeits- und Sozialpolitik im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, lobte Chinas hohe Standards im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG). Dr. Andreas Nicolin vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hob die Bedeutung des deutsch-chinesischen Klimadialogs hervor, der ein Vorbild für lösungsorientierte Zusammenarbeit auf globaler Ebene sein könne.
In der Interviewrunde zum Thema „Nachhaltige Perspektiven der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit“, stellten Unternehmensvertreter ihre Strategien für ihre zukünftigen Geschäfte vor. Pei Albrecht (Head of Asia Affairs , ALBA Group Asia), Sandra Achternbusch (Executive Director Corporate Sustainability, Fiege Logistik), René Münch (Leiter der Unternehmensentwicklung ,Energy from Waste), ZHANG Jiangchun (Geschäftsführer, WEGO Medical GmbH) und Dr. HE Rong (Deputy General Manager ,WEIQIAO Germany GmbH)sprachen über differenzierte Ansätze und konkrete Lösungen für nachhaltige Entwicklung. Die Interviewrunde verdeutlichte, wie durch innovative Strategien und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China zukunftsweisende Impulse für globale Nachhaltigkeitsziele gesetzt werden können. Verlässliche Rahmenbedingungen, ein weitsichte, flexible Strategie und Kooperationen sichern Zukunftsgeschäfte.
Das Forum endete mit einer Rede von Herrn LI Dong, Co-Vorsitzender der CHKD, der die Bedeutung des Dialogs in Zeiten globaler Unsicherheiten betonte. Er stellte das Forum als Brücke zwischen deutschen und chinesischen Unternehmen heraus, um innovative und nachhaltige Lösungen zu fördern. CHKD FORUM 2024 zeigte eindrucksvoll, dass die enge Partnerschaft zwischen Deutschland und China nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich und ökologisch von zentraler Bedeutung ist. In einer Welt voller Herausforderungen bleibt der Dialog der Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft, so die Veranstalter.
Chinesischen Handelskammer in der EU kritisiert Ungleichbehandlung
Die politischen Turbolenzen belasten jedoch die Geschäfte chinesischer Unternehmen in Europa. Ungleicher Marktzugang, zunehmende Politisierung und ein unsicheres bis unberechenbares Geschäftsumfeld: Solche Vorwürfe klingen altbekannt. Doch stammen sie dieses Mal nicht von europäischen Unternehmen in China, sondern aus dem sechsten Geschäftsklima-Bericht der Chinesischen Handelskammer in Europa (CCCEU), der am 9. Dezember vorgelegt wurde. Die Befragung, die in den vergangenen vier Monaten unter 200 chinesischen Firmen erhoben wurden, zeichnet ein vergleichsweise dunkles Szenario für chinesische Geschäftsinteressen in der EU. Die Befragung Unternehmensberatung Roland Berger, die in den vergangenen vier Monaten unter 200 chinesischen Firmen erhoben wurden, zeichnet ein vergleichsweise dunkles Szenario für chinesische Geschäftsinteressen in der EU, berichtet Table Media.
Chinesische Unternehmen in der Europäischen Union fordern daher ein faires, transparentes und berechenbares Marktumfeld. „Das Geschäftsumfeld für chinesische Unternehmen in der EU hat sich weiter verschlechtert, wobei die Gesamtbewertung das fünfte Jahr in Folge gesunken ist“, so die CCCEU in dem Bericht.
Im Jahr 2024 hatten chinesische Unternehmen das Geschäftsumfeld in der EU mit 62 Punkten bewertet - ein deutlicher Rückgang gegenüber 73 Punkten im Jahr 2019. Die Umfragedaten zeigen auch, dass 68 Prozent der chinesischen Unternehmen glauben, dass sich das Geschäftsumfeld im vergangenen Jahr verschlechtert hat, wobei mehr als die Hälfte bemängeln, der EU-Markt sei nicht mehr „fair und offen“.
Dies macht auch eine zukunftsgerichtete Geschäftsplanung schwierig. Unsicherheit hat sich im diesjährigen Bericht als ein entscheidender Faktor herausgestellt, den 78 Prozent der befragten chinesischen Unternehmen als ihre wichtigste betriebliche Herausforderung bezeichnen. Wie auch andere Unternehmen klagen chinesische Unternehmen über eine überbordenden Bürokratie. Steigende Kosten für die Einhaltung von Vorschriften und sich ändernde politische Trends sind ebenfalls wichtige Faktoren, die chinesische Unternehmen in der EU betreffen.
64 Prozent der Befragten berichteten, dass sie aufgrund ihrer chinesischen Herkunft eine „differenzierte Behandlung“ erfahren, einschließlich eines eingeschränkten Zugangs zu öffentlichen Aufträgen, Herausforderungen beim Markteintritt und Wettbewerb, längere Genehmigungsverfahren und eingeschränkte Kommunikationskanäle mit den lokalen Behörden, berichtet german.china.org.cn.
Die Studie enthält 283 Empfehlungen, wie sich das Geschäftsumfeld für chinesische Firmen in der EU verbessern ließe. So wird eine „Begrenzung des Einflusses politischer Entscheidungen wie das ‚Derisking‘ auf die normale geschäftliche Zusammenarbeit“ gefordert. Weiterhin heißt es, es sollten „keine Handelsschranken aufgrund von Unterschieden in Werten und Ideologie“ errichtet werden. Auch sollten „keine einseitigen Menschenrechtsargumente oder Herkunftsländer als Marktausschlusskriterium“ Verwendung finden.
Die CCCEU betonte, dass China und die EU jeweils der zweitwichtigste Handelspartner füreinander sind. Europa sei für chinesische Unternehmen „strategisch wichtig“, sagte der Vorsitzende der Kammer, Liu Jiandong. Die Aktivität chinesischer Firmen habe „sich positiv auf die industrielle Modernisierung und technologische Innovation in der EU sowie auf den Übergang zur Nachhaltigkeit ausgewirkt“, berichtet das Handelsblatt.
AHK China Geschäftsklima-Umfrage: Stimmungstief erfordert „Lokalisierung 3.0“
Auch die Deutschen Handelskammer in China zog zum Jahresende Bilanz: Die Stimmung deutscher Unternehmen in China hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Die diesjährige Geschäftsklima-Umfrage der Deutschen Handelskammer in China, die am 4. Dezember in Shanghai präsentiert wurde, zeigt deutlicher denn je die komplexe Realität, mit der die Firmen auf dem chinesischen Markt konfrontiert sind. Denn trotz der schlechten Stimmung will eine überwältigende Mehrheit der Volksrepublik nicht den Rücken kehren. Mittelfristig hoffen viele jedoch auf eine Wende. Der Plan sieht vor, von der Innovationsdynamik des Landes zu profitieren. Von „Lokalisierung 3.0“ ist die Rede, so TableMedia.
Die negative Wahrnehmung Chinas in Deutschland stellt für die Firmen eine Herausforderung dar. Viele wünschen sich eine stärkere Betonung von Chinas Rolle als Partner. Eine Mehrheit der deutschen Unternehmen in China wünscht sich mehr Unterstützung durch die Politik. Demnach wünschen sich 73 Prozent der befragten Unternehmen in China, dass die Bundesregierung Chinas Rolle als Partner stärker betont, berichtet TableMedia
Nur 32 Prozent rechnen im kommenden Jahr mit einer positiven Entwicklung für ihre Branche. 29 Prozent erwarten eine Verschlechterung. "Dieses Jahr war für die Mehrheit der deutschen Unternehmen schwierig, so dass sie ihre Geschäftsaussichten nach unten korrigiert haben", sagte der Vorsitzende des Vorstands der Deutschen Handelskammer in Ostchina, Clas Neumann berichtet Reuters.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist für viele deutsche Unternehmer nicht zuletzt ein sehr wichtiger Absatzmarkt, in dem sie trotz wachsenden Konkurrenzdrucks jahrelang gute Geschäfte machten. Für 56 Prozent der Befragten stellt die schwache Nachfrage in China allerdings nun das größte Problem dar, gefolgt vom Thema Preisdruck (52 Prozent). Ein neuer Trend ist laut AHK, die eigene Wettbewerbsfähigkeit durch verstärkte Lokalisierung zu sichern. Mit 40 Prozent gaben diesmal deutlich mehr an, unabhängiger von ihren deutschen Zentralen zu operieren. Das Prinzip lautet, „in China für China“ zu produzieren und damit auf Anforderungen im chinesischen Markt zu reagieren. Konkret gab man an, mit chinesischen Playern zusammenarbeiten sowie Forschung und Entwicklung in China ausbauen zu wollen, so DPA.
Denn 92 Prozent der Befragten denken laut AHK nicht über einen Rückzug aus China nach. Etwas mehr als ein Drittel will allerdings, wie schon gesagt, vorerst nicht weiter in China investieren. Laut Befragungsergebnis liegt das daran, dass diese Gruppe in den Vorjahren bereits viele Investments getätigt hat. Mit 51 Prozent wollen zwar mehr als die Hälfte der Unternehmen weiter Geld in den Standort stecken, berichtet die DPA.
Handelsbeschränkungen stören Lieferketten
Deutsche Unternehmen in China befürchten, im Handelskonflikt zwischen den USA und der Volksrepublik zwischen die Fronten zu geraten – sei es durch Exportrestriktionen, Zölle oder Lieferkettenprobleme. „Wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten, hoffen aber, dass es nicht ganz so schlimm kommt“, sagt Yang Gang, China-Chef des Laserspezialisten Trumpf, dem Handelsblatt. Die meisten deutschen Firmen in China rechneten mit einer Verschärfung des Konflikts und mit zunehmenden Handelsbarrieren, betont auch Maximilian Butek, Geschäftsführer der deutschen Außenhandelskammer (AHK) in Shanghai. Allerdings könne im Moment nur spekuliert werden, wie die Chinapolitik der künftigen US-Regierung aussieht.
Asia Media Service, Dr. Thomas Kiefer
Links
Rückblick CHKD FORUM 2024: Nachhaltige Perspektiven der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit
Schlechteres Geschäftsklima - Chinesische Unternehmen fordern fairen und offenen EU-Markt
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