24. Mai 2024
Ab 21. Juni 2024 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Es gibt viel Neues zu sehen und zu entdecken im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Nach der Wiedereröffnung des ersten Sammlungsbereichs Ostasien mit Schwerpunkt Japan Ende 2023 findet im Juni 2024 der abschließende zweite Teil der Neupräsentation „Inspiring China“ statt. Mehr als 200 Werke aus der umfangreichen chinesischen Sammlung. Die insgesamt rund 2.600 Objekte bei MK&G vermitteln Prinzipien der chinesischen Kunst wie modulares Design und die Einheit von Schrift und Bild. Die Ausstellung umfasst rituelle Bronzen, kaiserliches Porzellan, geschnitzte Lackobjekte, Gemälde, Kalligraphie und Holzschnitte.
„Inspiring China“ im 2. Obergeschoss des Museums umfasst sieben Ausstellungsmodule in vier Galerien. Am zentralen Eingang hebt das Thema „Made in China – Porzellan“ Exportporzellan als eines der bedeutendsten globalen Handelsgüter der Frühen Neuzeit hervor. Am Hintereingang steht der monumentalen Hängerolle „Sommerberge – weit und weit“ (1722) von Huang Ding (1660–1730) der Videoarbeit „Rising mist“ (2014) von Yang Yongliang (*1980) gegenüber. Während die Landschaft als Symbol einer stabilen und harmonischen Regierungsführung während der Kangxi-Ära (1662–1722) gelten kann, ist der aufsteigende Nebel in Yang Yongliangs Videocollage von Hamburgs Partnerstadt Shanghai eher als Smog und Hinweis auf Umweltverschmutzung zu verstehen.
Die Ritualbronzen der Shang-Dynastie (ca. 1600–1046 v. Chr.) und der Zhou-Dynastie (1046–256 v. Chr.) gelten als Paradebeispiel für modulares Design, das nicht nur eine hochspezialisierte Arbeitsteilung und außergewöhnliche Qualität ermöglichte, sondern auch besonderes ermöglichte effiziente Produktion in vorindustrieller Zeit. Die chinesische Schrift ist ein weiteres Beispiel für Modularität: Acht Grundstriche sind in 214 Modulen organisiert, die 50.000 Zeichen ergeben. Die Organisation als logografisches Skript ermöglicht die Kommunikation über Dialekte und Jahrtausende hinweg.
Bis heute erhaltene Keramiken aus der Tang-Dynastie (618–907) stammen meist aus Gräbern und dienten der Ehrung der Vorfahren. Sie sollten den Verstorbenen ein angemessenes Leben nach dem Tod ermöglichen und sind Zeugen der Blütezeit der chinesischen Kultur und ihrer transkulturellen Verflechtung mit fernen Ländern. Hofdamen lassen das Schönheitsideal vollwangiger Gesichter mit zarten Mündern wieder aufleben, Gefäßformen folgen persischen Vorbildern und Kamele veranschaulichen den florierenden Handel entlang der Seidenstraße.
Das Prinzip der Monochromie entspricht dem Ideal der zurückhaltenden Eleganz der Literatenkultur. Das gilt sowohl für die Tuschemalerei und Kalligrafie als auch für die Handwerkskunst. Weiße Ding-Ware und grünlich-blaues Seladon aus der Song-Dynastie (960–1279) sowie Porzellan und Glas aus der Qing-Dynastie (1644–1911) in satten Farben vermitteln eine Ästhetik, die in Europa seit jeher im 20. Jahrhundert als auffallend modern wahrgenommen wird. Die Farben haben eine tiefe Bedeutung. Gemäß der Fünf-Elemente-Lehre (Wuxing) des Daoismus wird jedem Element eine Grundfarbe zugeordnet: Schwarz für Wasser, Weiß für Metall, Gelb für Erde, Rot für Feuer und Qing (Grün-Blau, die nicht differenziert werden) für Holz.
Kalligraphie und Malerei gelten in China traditionell als eine Einheit (shu hua yi), da beide gleichermaßen Pinsel, Tinte und Papier oder Seide verwenden. Auch die Handpositionierung und das Üben einzelner Pinselstriche, die sowohl Text als auch Bild erzeugen, sind ähnlich oder bauen aufeinander auf. Da ein Pinselstrich mit Tusche nicht korrigiert werden kann, ist das unermüdliche Üben einzelner Striche, Strichfolgen und Kompositionsfragmente unabdingbar. Ein Beispiel dafür sind Handbücher für Malerei und Kalligraphie, die seit dem 16. Jahrhundert gedruckt wurden.
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Steintorplatz, 20099 Hamburg
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