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Hannover Messe: Neue wirtschaftliche Zusammenarbeit in Zukunftsbranchen erfordert schnelle Logistiksysteme

 
24. April 2024


Investitionen steigen an, und neue Geschäftsmöglichkeiten entstehen.

Die Zukunftsthemen der Hannover Messe sind auch die Themen, mit denen die chinesische Wirtschaft umgestaltet wird. Europa und China können sich dabei ergänzen. Nur in internationalen Kooperationen sind die großen Veränderungen hin zu einer CO²-freien Wirtschaft zu schaffen.

Die mehr als 130.000 Besucher aus 150 Ländern tauschten sich mit den 4000 ausstellenden Unternehmen darüber aus, wie sie ihre Wertschöpfungsketten digitalisieren und resilienter machen können. China war wieder mit einem Anteil von 30 Prozent größte ausländische Ausstellernation. Von den Besuchern kamen mehr als 40 Prozent aus dem Ausland. Das Top-Besucherland nach Deutschland war China. In Hannover konnten so Kontakte für die zukünftige wirtschaftliche Kooperation und neue Geschäfte mit China geknüpft werden.

Chinagewinne mehr als doppelt so hoch wie im Weltdurchschnitt

Für die deutsche Wirtschaft gibt es unumgängliche Gründe, mit China zusammenzuarbeiten. Nach Daten des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) gingen sieben Prozent der deutschen Auslandsinvestitionen nach China. Von dort kamen jedoch 15 Prozent der Einnahmen des weltweit investierten Beteiligungskaptals. In China konnten somit mehr als doppelt so hohe Gewinne realisiert werden wie im Durchschnitt der Auslandsgeschäfte. „Die Unternehmen verdienen in China nach wie vor sehr gut und wollen darauf nicht verzichten“, so Jürgen Matthes, Leiter des Clusters internationale Wirtschaftspolitik am IW. Mit den Chinagewinnen wird von manchen Unternehmen auch der Umbau und die Modernisierung der heimischen Betriebe finanziert.

China seit acht Jahren Deutschlands wichtigster Handelspartner

Hinzu kommt auch, dasss mit dem Zukauf von chinesischer Technologie besser auf preissensiblen Drittmärkten konkurriert werden kann oder chinesische Konzerne dort mit deutschen Zulieferungen bessere Chancen haben. Und nicht zuletzt kann die enorme Innovationsgeschwindigkeit auch für die eigene technologische Weiterentwicklung genutzt werden.
Botschaftsrat Wang stellte bei der Eröffnung des Ausstellungsbereichs „Invest in China“ die herausragende Bedeutung der deutsch-chinesischen Wirtschaftskooperation heraus. Seit acht Jahren ist China der wichtigste Handelspartner von Deutschland. 2023 erreichten die deutschen Investitionen in China den Rekordwert von fast 12 Milliarden Euro: In China sind bereits etwa 500 Unternehmen aus Deutschland aktiv und in Deutschland etwa 2000 Unternehmen aus China.

Wang wies darauf hin, dass nicht nur immer mehr Bereiche für die Wirtschaft geöffnet werden, sondern auch die Geschäfte erleichtert werden. China hat den Visazwang für touristische Reisen bis zu zwei Wochen und für Geschäftsreisen bis vier Wochen abgeschafft, Reisen sind unproblematisch und sehr einfach zu organisieren.

Deutschland ist da weniger offen. Eine chinesische Wirtschaftsdelegation, die an der Eröffnung und der Hannover Messe teilnehmen wollte, konnte nicht einreisen, da sie keine Termine zur Visavergabe bekam. Einige Stände ausländischer Aussteller waren verwaist, da sie ebenfalls keine Geschäftsvisa bekamen. Dies scheint ein grundsätzliches Problem zu sein. Ein Vertreter einer türkischen Wirtschaftsorganisation berichtete, dass seine Delegation erst im Herbst Termine beim Deutschen Konsulat bekommen habe: „Da ist die Messe bereits ein halbes Jahr vorbei.“

Über 30 Prozent des weltweiten Wachstums finden in China statt

Botschaftsrat Wang von der Chinesischen Botschaft Berlin sagte, dass Chinas Wirtschaft nicht so schlecht dastehe, wie oft in deutschen Medien dargestellt. China hat immer noch das höchste Wachstum aller großen Volkswirtschaften. 2024 trug China über 30 Prozent zum weltweiten Wachstum bei. Die Wachstumsprognosen für dieses Jahr wurden in den vergangenen Wochen von verschiedenen Organisationen angehoben. Von dieser Dynamik können auch immer mehr deutsche Unternehmen profitieren „“Made in Germany“ ist wettbewerbsfähig im chinesischen Markt. Angesichts der Warnungen aus Teilen der Politik und Forderungen nach Decopeling erklärte Wang: China ist kein Risiko, sondern die Chance, die Zukunft zu gestalten. „Ich lade Deutsche Unternehmen dazu ein, diese Chancen zu nutzen, sich China anzusehen.“

Ausbau der Serviceleistungen zur Unterstützung der Geschäftsanbahnung

Li Yong, Stellvertretender Generaldirektor Investment Promotion Agency of Ministry of Commerce P.R. China, wies auf den umfassenden ökologischen Umbau der chinesischen Wirtschaft hin. Die Ausrichtung Chinas in Umwelttechniken betrifft Bereiche, in denen Deutschland besonders stark ist. Dies gibt deutschen Unternehmen neue interessante Geschäftsmöglichkeiten. Dafür werden beim chinesischen Handelsministerium die Serviceleistungen zur Vereinfachung der Geschäftsmöglichkeiten weiter ausgebaut.

Es geht nicht um Decoupling, sondern um Derisking

Dr. Volker Treier, Leiter Außenwirtschaft und Mitglied der Hauptgeschäftsführung DIHK, wies auch auf die Probleme der deutschen Wirtschaft in China hin, die es zu lösen gilt. Die Kammervertretung in China hat ein weitverzweigtes Netzwerk und ist dafür ein erfahrener Ansprechpartner. „Doch es geht nicht um Decoupling, es geht für unsere Firmen um Derisking. Gerade jetzt sollte es gelten, dass wir bei internationalen Themen zusammenarbeiten. Lösungen können nur zusammen gefunden werden. Alle politischen Maßnahmen sollten sich an den Bedürfnissen der Unternehmen orientieren“, erklärte der DIHK-Außenwirtschaftschef. Der Austausch sollte auch vor Ort in China stattfinden. Sich kennen, das jeweilige Land kennen ist die Voraussetzung für gute Problemlösungen und nachhaltige Geschäfte. Dabei sollten Unterschiede anerkannt und an Gemeinsamkeiten angeknüpft werden, rät Treier.

Besonders auch für höherwertige Waren und für Umwelttechnik sieht Treier in China einen weiterwachsenden Bedarf. „In China gibt es eine weiter wachsende Mittelschicht, die nicht nur Luxusgüter nachfragt, sondern auch umweltgerechte Waren möchte“.

Eigene Chinaniederlassung steuert den Verkauf

Beim Invest in China-Symposion„Regionale Wirtschaftskooperation“ stellte der Vizepräsident der IHK Braunschweig und erfolgreiche Unternehmer der Hoffmann Filter- und Kältesysteme seine Chinastrategie vor. Tobias Hoffmann führt eines der vielen kleinen Unternehmen, die in ihrem Spezialbereich Weltmarktführer sind. Seine Systeme sind für umweltfreundlichere Produktion in vielen Bereichen erforderlich. „2004 machten wir uns auf den Weg nach China. Durch das deutsche Kammernetzwerk hatten wir dort gute Ansprechpartner, welche uns bei der Konzeption unserer Auslandsniederlassung halfen. Wir wollten nicht mit Importeuren zusammenarbeiten oder ein Joint Venture gründen. Wir wollten ein 100-prozentiges Tochterunternehmen, welches vor Ort unseren Verrieb und Service organsiert“, erklärt Hoffmann.

„Eine gründliche Vorbereitung und die richtigen Mitarbeiter für das Chinageschäft geben die Basis für den Unternehmenserfolg. Wir hatten gute Mitarbeiter in unserem Stammwerk, die aus China kamen und Muttersprachler waren. Ein chinesischer Mitarbeiter übernahm den Aufbau und die Leitung unserer Niederlassung, die wir 2018 in Yantai gründeten. Das bereuen wir nicht. Auch während der Corona-Hindernisse funktionierte das Geschäft einwandfrei, und wir waren froh, dort eine unabhängige und verlässliche Niederlassung zu haben. Mit den Geschäften wuchs auch die Zahl der Mitarbeiter, Yantai liegt jetzt bei 15. China ist unser Hauptmarkt, wo wir auch gute Gewinne machen. Der Geldverkehr und die Abschöpfung von Gewinnen erfolgten unerwartet unkompliziert. Auch die Buchhaltung und das Zivilrecht ist mit unserem vergleichbar“, berichtet Hoffmann. „Haben Sie keine Angst, sich in China niederzulassen. Ein Decoupling von China könnte dagegen für manches deutsche Unternehmen, das Weltmarktführer ist, selbstmörderisch sein“, so Hoffmann.

Win-win-Kooperation für Umwelttechnik

Einen weiteren Spezialanbieter für Umwelttechnik stellte Camila Vargas, Marketing Professional bei der GeoClimaDesign AG Fürstenwalde, vor. Das Unternehmen produziert Kapillarrohrmatten für effiziente Heiz- und Kühlsystem sowie Flächenheiz- und Kühlsysteme, Kollektoren und Speicher, die in Großbauten, aber auch Wohnhäusern eingesetzt werden. China ist immer noch weltgrößter Baumarkt, und die bestehenden Bauten werden laufend saniert, um sie energieeffizienter zu machen. Der chinesische Markt sichert dabei auch Arbeitsplätze in Deutschland.

Doch China kann besonders auch im Bereich Umwelttechnik gute und preisgünstige Produkte liefern. „China hilft uns aber auch, besser und wettbewerbsfähiger zu werden. Wir haben dort eine Kooperation mit einem Wärmepumpen-Hersteller aufgebaut, von dem wir hocheffiziente Wärmepumpen günstig beziehen. Ein solches Komplettpaket hilft uns nicht nur in preissensiblen Drittmärkten. Diese Technologien geben auch der deutschen Wirtschaft Innovationskraft“, so Vargas.

Kooperation geschieht vor Ort

Die Chinabeziehungen spielen sich nicht nur auf hoher Regierungsebene ab. Vieles geschieht vor Ort, auch in den zahleichenen Kooperationen der Bundesländer und der Kommunen. Mike de Vries, Geschäftsführer des sino-deutschen Hightech Parks Heidelberg beschreibt bei dem Treffen des „Deutsch-Chinesischen Smart Industry Forum“ auf der Hannover Messe, warum die noch vor wenigen Jahren eher harmonischen Beziehungen in einigen Punkten schwierig wurden:

1. Die weltweiten geopolitischen Spannungen erschweren auch die Beziehungen zu China,
2. Die schnelle wirtschaftliche und technologische Entwicklung Chinas stellt die zuvor geltende technologische Überlegenheit des Westens infrage. China hat dabei eine klare und dynamische, weitreichende Entwicklungsstrategie,
3. Deutschland und China gehören unterschiedlichen Allianzen an.

Dies sollte jedoch auch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Die Unternehmen können bei guter Vorbereitung die Chancen und Risiken des Chinageschäfts selbst am besten einschätzen. Die Politik soll dies nicht behindern, sondern gute Rahmenbedingungen schaffen. Auch de Vries plädiert dafür, das Chinaengagement gründlich und langfristig vorzubereiten und einen Chinaexperten einzustellen. Chinaexpertise ist keine Theorie, sondern speist sich daraus, die Bedingungen und Menschen in China zu kennen. Und deutsche Unternehmer, die in China erfolgreich sein wollen, sollten regelmäßig nach China reisen.

Vereinfachte Geschäftsanbahnung

Diese Botschaft gab auch Frau Liang Meixia, Wirtschaftskonsulin des Generalkonsulats der Volksrepublik China in ihrer Eröffnungsrede des Invest in China-Forums „Industrie Matchmaking Plattformen“ an das Publikum. Die Bedingungen für deutsche Unternehmen werden laufend vereinfacht und verbessert. Es gibt neue Geschäftsmöglichkeiten, die sich bei deutsch-chinesischen Treffen wie der Hannover Messe erkunden lassen. Und China ist offen, eine Reise dorthin unkompliziert.

Vertrauen in die Stabilität und in das Potenzial des chinesischen Marktes

"Die Hannover Messe zeigt, dass trotz der bestehenden Herausforderung eben doch ein Vertrauen in die Stabilität und in das Potenzial des chinesischen Marktes besteht", sagt Thomas Scheler, Geschäftsführer der Deutsch-Chinesischen Wirtschaftsvereinigung (DCW) in Düsseldorf. Die Komplementarität der beiden Volkswirtschaften sei ein wesentlicher Treiber der Wirtschaftsbeziehungen.
Auf der Hannover Messe wird deutlich, dass große Industrieinnovationen ohne China kaum mehr möglich sind. Aussteller aus China versprühen Optimismus, Lobbyverbände plädieren für Pragmatismus, fasst Dang Yuan in einem Bericht der Deutschen Welle die Eindrücke zur deutsch-chinesischen Wirtschaftskooperation der Hannover Messe zusammen.

Diesen Optimismus braucht Deutschland. Die Hannover Messe gilt, trotz einiger leerer Hallen, als weltgrößte Industriemesse. Doch internationale Themen standen noch vor wenigen Jahren mehr im Fokus dieser Messe. In internationalen Medien war auch wenig über die Messe zu finden. Ganz anders auf der Auto China, die in derselben Woche in Beijing eröffnet wurde. Dort würden neue Technologien und internationale Kooperationen gefeiert. Die Auto China fand weltweite Beachtung.
Die Hannover Messe zeigte daher, dass diese neue Stufe der Internationalisierung für Deutschland nötiger denn je ist. Neue Geschäftsbereiche entstehen im Bereich der Umwelttechnik und anderen Hightech-Branchen, in denen Deutschland führend ist. Viele Mittelständler können dabei auch mit chinesischen Partnern kooperieren. Wichtig ist dafür auch eine verlässliche und schnelle Infrastruktur für gegenseitige Warenlieferungen. Diese bietet die „Eiserne Seidenstraße“.

Asia Media Service


Links:

Video. Hannover Messe 2024 - Veranstaltungsreihe „Invest in China“

Video und Bericht. Decoding China: Innovationsbedarf umschifft die Politik

Fotoreportage: Chinesische Aussteller auf der Hannover Messe

Hannover Messe - Chinesische Hersteller stellen innovative Produkte aus

Rede von Herrn ZHAI Qian, Gesandter der Wirtschafts- und Handelsabteilung der Botschaft der V.R. China bei der Eröffnung des Ausstellungsbereichs „Invest in China“ (ggf. Übersetzungsfunktion im Browser benutzen)

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Invest in China auf der Hannover Messe. Foto: Thomas Kiefer